Alte Liebe rostet nicht

Im Sommer des Jahres 2001 habe ich mich verliebt. Aber diese Liebe war nur von kurzer Dauer, nach wenigen Monaten war es wieder vorbei. Seitdem habe ich auf ihre Rückkehr gehofft und meine Erinnerung an sie mit alten Videos am Leben erhalten. Jetzt ist sie endlich wieder zurück, und ich hab‘ Schmetterlinge im Bauch!

Letzten Freitag war es endlich soweit, „Die Wochenshow“ kam fast genau neun Jahre nach ihrer Absetzung wieder zurück auf die Fernsehbildschirme.

 

 

 

 

Trotz vieler Vorzeichen kam diese Rückkehr doch überraschend und vor allem recht flott. Erst Anfang des Jahres hatte Sat.1-Chef Bartl angekündigt, das Format wiederbeleben zu wollen. Nur fünf Monate von der ersten Ankündigung bis zur ersten Sendung, das ist für heutige Verhältnisse ungewöhnlich kurz. Gut, das Konzept ist nicht wirklich neu, sondern wohl bekannt, trotzdem hätte man meiner Meinung nach besser daran getan, sich etwas mehr Zeit zu lassen.

Besonders die Auswahl des Casts sorgt bei mir teilweise für Kopfschütteln. Axel Stein ist ein gebrandmarktes Kind, war er doch vor drei Jahren Anchorman der unerträglichen „Sketch News“, eine kurzlebige Comedy-Show die, wie der Name schon verrät, ein der Wochenshow sehr ähnliches Konzept hatte. Überhaupt fiel Stein selbst bisher selten durch gute Comedy auf, lediglich seine Serie „Axel!“ kann als Erfolg gezählt werden, und das auch nur dank guter Bücher.

Ähnliches gilt für seine neue Wochenshow-Kollegin Carolin Kebekus, die bereits in diversen Comedy-Shows ihr Unwesen getrieben hat. Bekannt wurde sie 2005 in der RTL-Show „Freitag Nacht News“, ursprünglich eine Konkurrenz-Sendung zur Wochenshow, wo sie regelmäßig als Bill von „Tokyo Motel“ auftrat. Bevor sie sogar kurze Zeit Co-Moderatorin der Show wurde (neben Ingo Appelt), war Kebekus außerdem Ensemble-Mitglied bei der „RTL Comedy Nacht“, ebenfalls eine Neuauflage einer ehemaligen Kult-Show, nämlich der „RTL Samstag Nacht“. Danach war sie öfters als Gast in diversen Sendungen wie „Frei Schnauze“ oder „Quatsch Comedy Club“ zu sehen, bevor sie 2010 wieder regelmäßig in der ProSieben-Sendung „Broken Comedy“ auftrat. Dort konnte man auch ihr Stand Up-Talent sehen, doch leider wurde dies in der Wochenshow falsch umgesetzt, denn die „Stand Up News“ waren eindeutig der schwächste Teil der Show.

Dave Davis, eigentlich Songschreiber und Produzent, ist ein Neo-Comedian und fällt somit eigentlich perfekt in die Kategorie „Nachwuchstalent das mit der Wochenshow groß rauskommen könnte“. Doch leider fällt er hauptsächlich mit dem Breittreten von billigen Klischees auf, wie zum Beispiel mit seiner Bühnenfigur „Motombo Umbokko“, die aber in der Wochenshow bisher zum Glück noch nicht vorkam. Aber auch sonst verlässt sich Davis eher darauf, dass er mit einer lustigen Stimme Lacher ernten kann, als mit guten Gags.

Matze Knop kennt der treue Wochenshow-Zuschauer bereits aus der letzten Phase der „alten“ Wochenshow, wo er seinerzeit als „Super Richie“ voll (nicht) lustige Straßenumfragen gemacht hat. Dieses Mal ist er festes Cast-Mitglied und scheint voll und ganz auf Promi-Parodien gesetzt zu sein, was aber eigentlich ganz gut funktioniert. Zwar kommt er mit seiner Bohlen-Parodie nur schwer an seinen Kollegen Max Giermann von „Switch Reloaded“ heran, konnte mir persönlich aber doch ein paar Schmunzler entlocken.

Matthias Matschke und Friederike Kempter sind mir bislang kein wirklicher Begriff, weswegen ich zu ihnen noch nicht viel sagen kann, außer dass sie mir in der Show bisher eigentlich am besten gefallen. Das mag auch daran liegen, dass Beide ausgebildete Schauspieler und keine Comedians sind. Zumindest sehe ich in Kempter eher eine neue Anke Engelke, als in Kebekus. Wo ich gerade Anke erwähnt habe, fällt mir auf dass sowohl Kempter als auch Matschke laut deren Biographien bereits Bekanntschaft mit dem Wochenshow-Alumnus gemacht haben, und zwar in Engelkes eigener Sendung „Ladykracher“. Also, ein gutes Vorzeichen 😉

Zu Lück muss ich eigentlich nicht viel sagen, er ist quasi das Herz der Wochenshow und stellt in der Neuauflage sowas wie den „sicheren Hafen“ dar, wo sich alte Wochenshow-Fans an die guten alten Zeiten zurück erinnern können. Auch wenn Lück nie ein besonders talentierter Comedian oder Schauspieler war, so schlägt er sich in der Neuauflage doch deutlich besser als im Original. Seine Moderationen wirken meiner Ansicht nach weniger „steif“ als früher, außerdem merkt man ihm an, dass er froh ist, nach neun eher unsicheren Jahren wieder einen fixen Arbeitsplatz zu haben, zumindest für die nächsten paar Wochen.

Sat.1 scheint nach den vielen Flops der letzten Jahre vorsichtiger zu sein, deswegen wurden vorerst nur acht Folgen der Show bestellt, bei Quoten-Erfolg wird verlängert. Zumindest bei der ersten Folge war dieser da, aber wie es in den nächsten Wochen aussieht, lässt sich nur schwer abschätzen. In der Presse wurde die neue Wochenshow zum Großteil als Müll und Beleidigung für das Original verrissen, zum Beispiel bei Spiegel Online oder Welt Online. Die angeführten Kritikpunkte sind berechtigt, auch wenn ich das Ganze nicht ganz so eng sehe.

Elemente wie die „Stand Up-News“, die „Kulturecke“, „Der dümmste Bulle“ und der Einspieler mit Pseudo-Komiker Johann König sind sicherlich verzichtbar, oder sollten zumindest von Seite der Autoren her verbessert werden. Auch Flachwitze wie den „Bundesfurzer“ Philipp Rösler oder Klitschko, der angeblich denkt dass sein Box-Gegner gut riecht, müssen nicht sein, aber da scheitert man wohl auch an der Herausforderung, eine Show mit einer Netto-Laufzeit von 45 Minuten, mit guten Pointen zu füllen. Doch das war auch bei der alten Wochenshow in ihren besten Zeiten eigentlich nicht anders.

Was die Show damals ausgemacht hat, sind einerseits gute Figuren (Brisko Schneider, Herbert Görgens, Ottmar Zittlau, Dana Rama, etc.) und andererseits, der Überraschungseffekt, wenn ein eigentlich durchschnittlicher Sketch mit einem echten Brüller beendet wird. Beides fehlt der neuen Wochenshow noch, doch immerhin liegt man vom Niveau her schon über den letzten Folgen im Jahr 2002.

Das ursprüngliche Team der Original-Wochenshow im Jahr 1996: Ingolf Lück, Anke Engelke, Marco Rima und Bastian Pasteka

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotzdem hatte ich am Freitag manchmal das Gefühl, die selben Autoren die damals die Wochenshow in die Absetzung getrieben haben, sind heute auch wieder am Werk. Brainpool ist ja nicht unbedingt bekannt für gute Show-Autoren, lediglich bei Serien wie z.B. „Stromberg“ oder „Pastewka“ scheint man ein gutes Händchen zu haben.

Jedenfalls wäre es schade, wenn die neue Wochenshow tatsächlich schon nach nur acht Folgen wieder vorbei wäre. Deswegen hoffe ich, dass die Verantwortlichen die Kritiken der letzten Tage gelesen und ernst genommen haben. Das Schicksal der Show hängt schlussendlich von den Einschaltquoten ab, deswegen bitte ich die Damen und Herren, die eine Quoten-Box zu Hause haben: Schaltet bitte ein! 😀

Aber natürlich empfehle ich auch allen Anderen, diesem Revival einer Kult-Show eine Chance zu geben. Die Wochenshow kommt jeden Freitag um 22:15 in Sat.1!

2 Gedanken zu „Alte Liebe rostet nicht

    • Wie ich’s fand steht ja im Artikel, deswegen hab ich ihn ja geschrieben xD

      Naja, jedenfalls, es ist eher mittelmäßig, auch was die Quoten betrifft. An den Charme der alten Wochenshow kommt das Ganze nicht ran, dazu ist es zu schnell und zu billig produziert. Ich rechne damit, dass die Show nicht lange überlebt. Schade drum :/

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