Zugeschlagen!

Heute, um Punkt 0:00, ging ein Teil deutscher Fernsehgeschichte zu Ende. Und ich sage im Chor mit vielen Anderen: Endlich!

9Live, Deutschlands erster (selbst ernannter) Quizsender hat also nach neun qualvollen Jahren dicht gemacht, und keine Sekunde zu früh. Wobei, genauer gesagt endet nur die Produktion der berüchtigten Call-In-Shows, der Sender bleibt (vorerst) weiterhin bestehen, sendet allerdings nur noch Serien, Werbesendungen und Astro-Abzock-TV. Gestern ging jedenfalls das Kapitel der Abzock-Quiz-Sendungen zu Ende, und, man kann sagen, irgendwie doch pompös. Zumindest wenn man sonst nur Testbilder ankuckt.

Es war gestern das erste und letzte Mal, dass ich mir eine der so genannten Quiz-Sendungen auf 9Live vom Anfang bis zum Ende angesehen habe. Das große Sendefinale begann um circa 20:30, moderiert von drei mehr oder weniger attraktiven Damen, die aber auch mindestens genauso abstoßend wirkten wie sie nuttig angezogen waren. Ich gebe zu, ich habe die „Quizzo“ genannte Sendung nicht über die gesamte Sendezeit von ungefähr zwei Stunden immer ganz aufmerksam verfolgt, aber das war auch gar nicht nötig.

Die Sendung bestand, wie üblich aus grenzwertigen Rätseln („Tiere mit L an zweiter Stelle“, „Tier ohne A“, etc…), einem kleinem Saufgelage der Moderatorinnen und Besuchen diverser unwichtiger und nerviger Gäste und Mitarbeiter des Senders. Währenddessen hörte man bereits Party-Geräusche von außerhalb des Studios. Immerhin, der Untergang wird nochmal so richtig begossen und gefeiert. Wer sich aber an dieser Stelle irgend so etwas wie Ehrlichkeit oder Offenbarungen zum Schluss erwartet hatte, wurde enttäuscht.

Auch in der folgenden, letzten Sendung vor Mitternacht, wartete man vergeblich auf den Moment, in dem einer der Mitarbeiter sagt, hört mal, eigentlich haben wir euch Zuschauer die ganze Zeit immer nur verarscht. Das letzte Zucken von 9Live hörte auf den Namen „Planet 9“, startete gegen 22:15, und wurde von den zwei Traditions-Abzockern Max Schradin und Thomas Schürmann präsentiert. Wer diese Namen nicht kennt: Keine Sorge, das ist ganz normal und soll so sein.

Wenigstens blieben einem in diesen letzten zwei Stunden die gewohnten Quiz-Spiele erspart. Stattdessen war das grandiose Konzept dieser Abschiedssendung, das Studio zu verlassen, und im Foyer des Produktionsgebäudes die „Aftershow-Party“ zu filmen und nebenbei noch allerlei uninteressante Nasen zu interviewen. Immerhin, so hatte man als treuer Zuschauer doch noch die Gelegenheit diejenigen mal zu sehen, die einen über all die Jahre im Hintergrund abgezockt haben.

Beendet wurde der letzte Sendetag schließlich mit gefühlten 10 Millionen Danksagungen und Grüßen von gefühlten 1000 Mitarbeitern, einer unerträglicher als der andere. Irgendwann war es dann soweit, kurz vor Mitternacht verließ die gesamte Meute in einer etwas abgewandelten Schlussszene aus dem Film „Die Truman Show“ das Studio, zurück blieb lediglich der „Ratefuchs“ (oder was immer das sein soll).

Der 9Live-"Ratefuchs" (Screenshot von citv.nl)

So lautet also die Moral von der Geschicht: Leute abzocken, das lohnt sich nicht! Jedenfalls nicht mehr, wenn auch der dümmste Bauer kapiert hat, dass er mehr Geld verliert als gewinnt. Es bleibt nun zu hoffen, dass das Versprechen von einem der Mitarbeiter hält, der da meinte, so etwas wie 9Live wird sich nie wieder wiederholen.